ie Seele. Das ist ein Wort, welches wir im heutigen Sprachgebrauch häufig unbedacht nutzen. „Er hat seine Seele verkauft.“ „Das ist Balsam für die Seele.“ „Mein Seelenleben ist aus den Fugen geraten.“ All dies sind nur Beispiele für geflügelte Worte, in denen das Wort Seele vorkommt. Wenn der Begriff Seele definiert werden soll, tun sich viele damit schon schwerer. Auf der anderen Seite zeigen Umfragen, dass ein Großteil der Deutschen an das Vorhandensein einer Seele glaubt.
Häufig wird die Seele dann als Gesamtheit aller geistigen Vorgänge und Gefühlsregungen umschrieben.
Die meisten Vertreter der Naturwissenschaften hingegen negieren das Vorhandensein einer Seele. Und die, die dies nicht tun, werden von ihren Kollegen belächelt. Das Übernatürliche darf es nicht geben. Doch wann ging der Glaube an die unsterbliche Seele verloren? Ein Blick auf die Geschichte der Seele zeigt es.
Die Seele – älter als die abendländische Philosophie
Die Seele ist keine Idee der abendländischen Philosophie oder der christlichen Religion. Ihre Existenz spürten und erahnten die Menschen bereits seit vielen Tausenden von Jahren. So entdeckten Historiker im Südwesten von Frankreich Höhlenmalereien, die belegen, dass vor mindestens 15.000 Jahren die Menschen schon an die Seele glaubten. Sie stellten sie in Form des Geistes eines Vogels dar. Pythagoras von Samos erstellte um 550 vor Christi als Naturphilosoph und Zahlenmystiker eine Theorie zur Seelenwanderung und Wiedergeburt.
Im Buddhismus und Hinduismus hat dieser Gedanke eine sehr lange Tradition.
Die großen Denker der Antike nutzen das Wort „Psyche“ und leiteten es von dem altgriechischen Wort "psyché" für Atem ab. Beim letzten Atemzug, so eine gängige Auffassung, verlässt die unsterbliche Seele den Körper. Im Deutschen hingegen nutzen wir das Wort Seele, welches vermutlich urgermanischen Ursprungs ist und mit dem Wort „saiwaz“, für die See, verwandt ist.
Platon und seine Schüler prägten die Auffassung von Seele
Um das Jahr 400 vor Christus ließ Platon im berühmten Dialog „Phaidron“ seinen Lehrmeister Sokrates über das Thema Unsterblichkeit und Unkörperlichkeit der Seele sprechen, nachdem er den für ihn todbringenden Schierlingsbecher getrunken hatte. Nach dem platonischen Idealismus gehöre zur Seele auch das Erkenntnisvermögen. Nur durch die Seele hätte der Mensch einen Zugang zu „reinen Ideen“.
Aristoteles, der bei Platon lernte, sah die Psyche als ein „belebendes Prinzip“ an und differenzierte es von den intellektuellen Fähigkeiten, die dem Geist zuzuschreiben seien. Für viele saß die Seele im Herzen. Im frühen 5. Jahrhundert vor Christi ortete ein süditalienischer Arzt die Seele im Gehirn.
Dualismus und Monismus
Im 16. Jahrhundert prägte René Descartes die Lehre vom Substanzdualismus. Sie hat als Basis zwei Grundsubstanzen: das Ausgedehnte „res extensa“ und das Denkende „res cogitans“. Heute ist der Eigenschaftsdualismus weit verbreitet, nach dem das Geistige als Produkt bzw. als eine Art Begleiterscheinung von neuronalen Prozessen erachtet wird.
Es gibt keine Theorie ohne eine Gegentheorie. Dem Dualismus steht der Monismus entgegen, der in seiner materialistischen Sichtweise aussagt: Alles ist Körper. Der Geist ist nur eine subjektive Art, diesen zu beschreiben. Ein Vertreter dieser Denkweise ist der 1942 geborene Bewusstseinsphilosoph Daniel Dennett.
Seele keine Selbstverständlichkeit mehr
Über die unterschiedlichsten Epochen und Kulturen hinweg gab es etliche Seelenvorstellungen, bei denen die unsterbliche Essenz der Seele selbstverständlich war. Das hat sich dies insbesondere im 20. Jahrhundert stark verändert. Immer mehr Denker rücken von dem Glauben an die Seele ab. Sie ziehen verstärkt die Naturwissenschaften heran, deren Vertreter größtenteils eine Existenz der Seele verneinen.
Die Seele hat ihre Bedeutung für die Wissenschaft weitgehend verloren und scheint hauptsächlich in den Religionswissenschaften präsent zu sein.
So macht die Psychologie sie nur noch indirekt zum Forschungsgegenstand: in Form vom Glauben an die Seele und der sich daraus ergebende Einfluss auf die Psyche. Warum? Wissenschaft ist versucht, auf einem Fundament von möglichst wenigen Prämissen für möglichst vieles eine Erklärung zu finden. Doch der Animismus verstößt gegen diese Forderung. Deswegen erklären einige Wissenschaftler Nahtoderfahrungen ohne Einbezug von Seele oder Jenseits. Es seien biologische Vorgänge, die mit Unsterblichkeit nichts zu tun hätten. Auf diese Weise geht die Naturalisierung des Geistes und seine Erklärung auf Basis naturwissenschaftlicher Gesetze voran. Genau das fordert Wissenschaftler heraus, sich mit Ideen wie Unsterblichkeit des Körpers und des Gehirns und dem Transhumanismus zu beschäftigen. Ein Leben nach dem Tod in Form einer unsterblichen Seele wird hingegen ausgeschlossen.
Glaube an die Seele ist wichtig
Zum Glück gibt es weiterhin renommierte Wissenschaftler, die sich mit der Seele als Forschungsgegenstand auseinandersetzen. Manchmal erfolgt dies eher indirekt – Beispiel Quantenphysik. Leider trauen sich viele Physiker nicht offen auszusprechen, was inzwischen bewiesen ist: Energie und damit auch die Seele geht nach dem Tod nicht einfach verloren. Sie verpufft nicht, denn Energie bleibt erhalten. Sie wechselt lediglich ihre Form. Somit existiert Unsterblichkeit für jeden von uns.
Der Glaube an die Seele ist jedoch nicht nur eine Beruhigungspille, die uns die Angst vor dem Tod nimmt und daher guttut. Nein, durch die Seele werden wir erst Mensch.
Scrolle nach oben und schau dir noch einmal die geflügelten Worte zur Seele an. Zeigen sie nicht, wie wichtig die Seele für uns ist? Sie macht uns aus, sie erfüllt uns, sie definiert uns. Wenn wir das Vorhandensein einer Seele leugnen, sind wir letztlich nicht mehr als eine Maschine. Unser Handeln wäre nur das Ergebnis aus chemischen Prozessen und aufgenommenen Informationen. Diese Denkweise ist gefährlich, denn sie lässt es zu, Menschen leichter zu degradieren und als nicht „lebenswert“ zu erachten.
Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:
- (Un-)Sterblichkeit - Werde ich wiedergeboren?
- (Un-)Sterblichkeit - Authentische Nahtoderlebnisse
- (Un-)Sterblichkeit - Tod der Seele und Menschenrechtsverletzungen in der Geschichte
- (Un-)Sterblichkeit - Den Tod überwinden
- (Un-)Sterblichkeit - Leben nach dem Tod?
- (Un-)Sterblichkeit - Angst vor dem Tod
- (Un-)Sterblichkeit - Gibt es so etwas wie Unsterblichkeit?
- (Un-)Sterblichkeit - Was ist eine Seele?
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