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ber Jahrtausende hinweg galt das Vorhandensein der Seele als Selbstverständlichkeit. Im Christentum, Judentum, Buddhismus und in anderen Weltreligionen nimmt sie noch immer einen hohen Stellenwert ein. Obgleich der Glaube daran in den Religionen weiterhin besteht, hat eine neuere Denkweise die Seele aus unserem Körper einfach gestrichen.

All das begann mit einigen philosophischen Theorien und dem verstärkten Materialismus sowie Naturalismus, wie ein Streifzug durch die Geschichte der Seele zeigt.

Doch welche Folgen hat dies? Am Beispiel drastischer Menschenrechtsverletzungen zeigt sich, wie die Negierung der Seele ein Bild vom Menschen prägt, dass sich als Rechtfertigung für Untaten nutzen lässt.

Der Mensch ohne Seele: Was ist er noch?

Im allgemeinen Sprachgebrauch gibt es das Wort 'seelenlos'. Hiermit ist gemeint, dass etwas lieblos, gefühllos und hartherzig ist. Ein seelenloses Wirtschaftssystem folgt einem Konzept, welches den Menschen nicht beachtet. Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Märchen „Seelenlos“ veröffentlicht worden. In diesem geht es um den Menschenfresser Seelenlos, der junge Mädchen frisst. Er will nun auch die Prinzessin fressen. Ein junger Soldat kann dies nach einigen Abenteuern abwenden und heilt den Menschenfresser, in dem dieser eine Seele erhält. Er verwandelt sich dadurch von böse in gut, denn er ist nicht mehr seelenlos.

Rund 100 Jahre nachdem das Märchen bekannt wurde, war es unter Naturwissenschaftlern auf einmal verpönt, an die Existenz der Seele zu glauben. Wer von ihnen dies noch voraussetzte, durfte nicht mehr ernst genommen werden. Inzwischen hat sich das Blatt ein wenig gewandelt – dank neuster Erkenntnisse der Quantenphysik und Neurobiologie. Doch noch immer hält sich fest die Meinung: Eine unsterbliche Seele gibt es nicht.

Was bleibt jedoch vom Menschen, wenn er seelenlos ist? Nun, er wird nicht zwingend zum Menschenfresser wie in dem Märchen, aber er ist nur noch eine Ansammlung von Zellen und chemischen Prozessen.

Was er wird, steht in seinen Genen. Ändert man durch Medikamente seine Chemie, ändert er sich. Damit wären wir alle Maschinen, die mit Voranschreiten der Technik und der Digitalisierung den „echten“ Maschinen sogar in puncto Leistungsfähigkeit unterlegen sein werden.

Indem die Seele verstärkt aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt und sogar von wissenschaftlicher Seite verhöhnt wird, öffnet sich die Büchse der Pandora. Ein Mensch ohne etwas Göttliches wie einer Seele ist vergänglich. Natürlich darf man diese seelenlose Geschöpfe gentechnisch manipulieren und weitere drastische Menschenrechtsverletzungen wie Völkermorde und Massentötungen rechtfertigen. Es sind ja nur Menschen und keine beseelten Wesen, denn "eine Seele gibt es nicht".

Menschenrechtsverletzung durch Genmanipulation und Tötung von nicht-lebenswertem Leben

Menschenrecht Nr. 3 macht deutlich, dass die Unversehrtheit des Körpers unbedingt zu bewahren ist. Doch sowohl gestern als auch heute wird massiv gegen dieses Recht verstoßen – auf vielfältigste Weise. Mit Grauen erinnern wir uns an die Kinder-Euthanasie (Quelle: Wikipedia) im deutschen Nationalsozialismus. Über 5.000 geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche wurden durch Ärzte und Wissenschaftler während der Nazizeit umgebracht. Einige „dienten“ vorab medizinischen Forschungen. Die Begründung für diese Gräueltaten war simpel: Vernichtung lebensunwerten Lebens. Mit einem seelenlosen Geschöpf lässt sich dies offenbar leichter durchführen.

Heute erachten wir dieses Verhalten als grausam. Gleichzeitig aber sind wir zu unkritisch was umfangreiche Genmanipulationen angeht, die uns der Fortschritt bringt und die Grundlage zu dem damaligen Handeln war.

So ist in China ein genmanipuliertes Baby geboren worden. Mit Hochdruck arbeitet die Weltmacht neben anderen Ländern an Konzepten wie diesen. Zukunftsforscher gehen davon aus, dass die gezielte und gesteuerte Nutzung der Genschere am Menschen im Jahr 2030 gang und gäbe ist. Sogar ein Tourismustrend wird vorausgesagt, bei dem vermögende, europäische Frauen nach China reisen, um ein genetisch-optimiertes Baby im Bauch mitzubringen. In Deutschland gibt es diesbezüglich noch viele Gegenstimmen, aber der Neo-Kapitalismus spricht sich deutlich dafür aus (Handelsblatt). Warum? Um wirtschaftlich mithalten zu können. Auch hier haben wir wieder die Reduzierung des Menschen auf seinen Körper und seine biologischen Funktionen. Die Seele bleibt außen vor.

Menschen ohne Seele ermorden sich leichter: Völkermord

Es steht außer Zweifel, dass es breit angelegte Völkermorde zu allen Zeiten und überall auf dem Globus gab. Selbst als das Wissen um das Vorhandensein einer Seele noch allgegenwärtig war, wurden Menschengruppen durch andere massenweise getötet – von der Antike über die Kolonialzeit bis ins Heute. Manchmal ist sogar das Fehlen einer Seele oder das Vorhandensein eines Dämons zur Rechtfertigung von Massentötungen genutzt wurden. Als Beispiel diene hier die Hexenverbrennung, die sich längst nicht nur auf den europäischen Kontinent beschränkte. Allerdings hat sich mit der Negierung einer menschlichen Seele bei Machtinhabern der Gedanke verfestigt, dass es ihnen das Recht einräumt, Völkermorde zu begehen.

Und: Historiker bezeichnen das 20. Jahrhundert als ein besonders dunkles Kapitel für die Genozid-Forschung.

Beispiele für Völkermorde im 20. Jahrhundert

  • Völkermord an den Herero und Nama (1904–1908)
  • Völkermord an den Armeniern und an den syrischen Christen (Assyrer) ab 1915
  • Völkermord in der Cyrenaika (1929–1934)
  • Völkermord an den Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus (1939–1945)
  • Völkermord an den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus (1941–1945)
  • Völkermord der Ustascha (1941–1945)
  • Völkermord in Bangladesch (1971–1972)
  • Völkermord in Burundi (1965 und 1972)
  • Völkermord in Ruanda (1994)
  • Massaker von Srebrenica (Juli 1995)

Veränderung der ideologischen Legitimierung des Völkermords im 20. Jahrhundert

Massengewalt und kollektive Gewalt gab es bekanntlich bereits vor dem 20. Jahrhundert. Allerdings hat sich die Politik dahinter entscheidend verändert, was sich in einer neuen ideologischen Legitimierung und in einem weltanschaulichen System begründet, welches auf die Zukunft ausgerichtet ist. So soll mit dem Völkermord die Zukunft gestaltet werden.

Dahinter verbirgt sich der Gedanke einer Gestaltungsoffenheit der Wirklichkeit. Der Mensch ist jetzt der Gestalter und nicht mehr ein Gott. Das bedeutet im Umkehrschluss: Es ist möglich, die Gesellschaft bzw. den Staat und damit die Wirklichkeit und die Menschheitsgeschichte über die Völkermorde zu beeinflussen. Der Genozid nimmt so die Bedeutung als zentrales Gestaltungsmittel ein, was direkt mit den wissensgeschichtlichen Entwicklungen seit der Aufklärung zusammenhängt. Selbstverständlich finden sich auch direkte Bezüge zu dem im 19. Jahrhundert entstehendem wissenschaftlichen Rassismus.

Damals wuchs die Idee heran, dass es bestimmte Völker und Rassen gäbe, die an die Spitze sollten und besser wären als andere.

Auf der anderen Seite gäbe es „Menschenrassen“ und Völkergruppen, die besser aussortiert werden sollte. Das Stichwort hier lautet Sozial-Darwinismus. Somit dürften nur die Überlegenen beim Kampf der Völker überleben. Ein anderer Aspekt betrifft den Entwurf eines homogenen Nationalstaates. In diesem gibt es Menschengruppen, die nicht integrierbar sind. Und wer nicht integrierbar ist, muss verschwinden. Das Thema könnte nicht aktueller sein.

In diesen Begründungen für die veränderte Qualität der Völkermorde im 20. Jahrhundert im Vergleich zu vorher zeigt sich eines ganz deutlich: Der Mensch ist Gestalter. Es existiert nichts Göttliches.

Da der Mensch keine Seele und keinen Geist besitzt, wird bei Massentötungen nichts Göttliches vernichtet. Nur ein Haufen von Zellen, die lebensunwürdig sind, werden vernichtet.

Diese würde in kein Jenseits oder in keine andere Daseinsform übergehen, sondern einfach verschwinden.

Harte Worte. Ein Sarkastiker könnte anfügen: Problem gelöst.

Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

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Photo by Mateus Campos Felipe on Unsplash

Publiziert am
Feb 10, 2023
 in Kategorie:
Digitale Unsterblichkeit

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